Geschichte des Instituts

Unser Institut hat eine bewegte Geschichte. Die DDR & ihre Dissidenten spielen ebenso eine Rolle wie die Umweltbewegung, die Humboldt-Universität Berlin, der Freistaat Sachsen, die Treuhand, die Expo 2000, sowie Forschungen und Theorien über Nachhaltigkeit, Menschliche Entwicklung, Philosophie, Zukunft, Öko-Gemeinschaften und Unternehmertum.

Es ist nicht leicht, all die spannenden kokreativen Ereignisse, Erkenntnisse und Kongresse der letzten Jahrzehnte wiederzugeben und es fehlen viele persönliche und emotionale Geschichten.

Vielleicht finden wir in den kommenden Monaten einmal die Muße, um all die Erlebnisse und Twists in einem Buch nieder zu schreiben.

Bis dahin vertrösten wir euch mit folgender Zusammenfassung.

Kurze Geschichte des Instituts seit 1990:

1990-1998:

Konzeption und Errichtung eines Instituts für Sozialökologie an der Humboldt-Universität zu Berlin durch Prof. Rudolf Bahro und einige ähnliche denkende Kollegen. Dessen Ziel war vor allem, eine stärker interdisziplinäre und experimentell-praxisorientierte Forschung und Lehre zu  sozioökolo-gischen Fragen zu entwickeln. Bereits die anfängliche Arbeit des Instituts fand in breiten Kreisen von Studenten und in der Öffentlichkeit große Resonanz. Die wöchentlichen Montagsvorlesungen über Sozialökologie im Auditorium der HUB besuchten immer mehrere Hundert Zuhörer. Rund um die Vorlesungen entwickelten sich auch universitätsunabhängige Forschungsstrukturen und Reallabore. Mit Unterstützung der sächsischen Landesregierung, insbesondere des Ministerpräsidenten Prof. Kurt Biedenkopf und des Staatssekretärs Hermann Kroll-Schlüter, wurde das praktische sozial-ökologische Forschungsprojekt LebensGut auf dem großen und traditionellen Forschungsstandort Pommritz entwickelt.

1993-1996:

Die Bundesstiftung Umwelt fördert die Entwicklung eines Forschungs- und Bildungszentrums für ganzheitliche Ökologie, das auf den Zielen des Berliner Hochschulinstituts basiert und im Rahmen des LebensGuts Pommritz noch praktischer und experimenteller ist. In den ersten Jahren konzentriert sich das Zentrum hauptsächlich auf die wissenschaftliche Begleitung des Lebensguts Pommritz, arbeitet aber auch darüber hinaus, z.B. als Berater der Arbeitsgruppe für nachhaltige Lebensstile am Forum für Umwelt und Entwicklung.

1997-2000:

Das Pommritzer Forschungszentrum übernimmt im Zuge der Auflösung des HU-Instituts für Soziale Ökologie seine Weiterführung und Rekonstitution als „Institut für sozialökologische Kulturforschung„. Dazu gehört auch die Weiterentwicklung des LebensGut als „Modellprojekt einer sozioökologischen Landkultur“. Dieses Konzept überzeugt die internationale Jury der Weltausstellung EXPO 2000 als eines ihrer weltweiten Projekte; mit dem denkwürdigen Merkmal: „Hier werde in vorbildlicher Weise die Zukunft des ländlichen Lebens im 21. Jahrhundert demonstriert.“

1999/2000:

Erfolgreiche Verteidigung einer Habilitation für Sozialökologie mit internationaler Begutachtung (u.a. Vittorio Hösle und Rupert Riedl) an der HU Berlin durch Dr. Maik Hosang, zum Thema: „Der integrale Mensch – Transdisziplinäre Begriffe für eine nachhaltige Entwicklung“. Beginn einer verstärkten Vernetzung des Pommritzer Instituts mit für diese Themen engagierten Wissenschaftlern an anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit. Mehr dazu siehe unter Netzwerk und Links.

2000-2005:

In Zusammenarbeit mit dem Kassler Zentrum für Umweltsystemforschung u.a. Durchführung eines Forschungsprojektes zur Umweltrelevanz von gemeinschaftlichen Wirtschafts- und Lebensweisen im BMBF Förderschwerpunkt „Nachhaltige Wirtschaften: Möglichkeiten und Grenzen von neuen Nutzungsstrategien“.

In Kooperation mit dem IHI Zittau, dem IÖR Dresden u.a. Konzeption einer Nachwuchsforschergruppe im BMBF-Förderschwerpunkt für Sozial-ökologische Forschung:

Sozial-ökologische Innovationen als Fokus regionaler Perspektiven am praktischen Beispiel der Oberlausitz (=> pdf-Download)

Lustigerweise gab es zwei konträre Gutachten dazu, eins sehr dafür und eins sehr dagegen. Das führte zu einer Beschränkung des ursprünglich stark praxisorientierten Projektes auf seinen theoretischen Kern. Dabei gelingt die Entdeckung und Begründung von trichotomischen Grundstrukturen einer Sozial-ökologischen Theorie (siehe dazu Hosang et.al., Die emotionale Matrix – Grundlagen für gesellschaftlichen Wandel und nachhaltige Innovation, ökom-verlag 2005; bzw. in Kurzform den Abschlussbericht zu Aufgaben und Problemen Sozial-ökologischer Theorien; Abschlussbericht  => pdf-Download)

2006-2008:

Weitere Entwicklung von transdisziplinären Forschungsprojekten auf den Gebieten nachhaltiger Regionalentwicklung, integralen Managements, nachhaltiger Lebensstile, geistig-emotionaler Grundlagen nachhaltiger Transformation und ganzheitlicher Gesundheit sowie Oekowellnes. Dazu verstärkte Kooperation u.a. mit dem Unabhängigen Institut für Umweltforschung Berlin (UFU), der Hochschule Zittau/Görlitz und der Universität Bayreuth; siehe u.a.: http://www.uni-bayreuth.de/cheesefondue-workshops/

2009-2012:

Forschungsprojekte zu Akteursnetzwerken für demografische Perspektiven strukturschwacher Regionen, in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Transformationsforschung der Hochschule Zittau/Görlitz. Kooperation mit der Sinn-Stiftung und Mitaufbau der Initiative „Neue Lern- und Beziehungskultur in Kommunen und Regionen“.
Initiierung des Oberlausitzer Zukunftskonvents (www.zukunft-oberlausitz.com).

2013-2019: 

Weiterentwicklung der Forschung vor allem in zwei Linien:

 

A – Ethisch-moralische bzw. geistige Grundlagen von Nachhaltigen Transformationen in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. 

Aktuelle Veröffentlichungen dazu siehe hier. 

 

B – Untersuchungen und Reallabore dazu, ob und wie eine strukturschwache Region wie die Lausitz und deren aktuelle Krisen (Strukturwandel von der Braunkohle zu …) als Chance für nachhaltige Transformationsprozesse genutzt werden können. 

Aktuelle Forschungen dazu in Zusammenarbeit mit der Hochschule Zittau/Görlitz siehe hier .

 

pommritz-institut
Zentrale Gebäude des Pommritzer Instituts
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Geschichte des Forschungsguts Pommritz vor 1990

Das Institut kann an seinem jetzigen Standort auf eine lange Tradition verweisen. Dank der Bahnstrecke als günstiger Verkehrsweg zwischen Dresden, Görlitz und Breslau gründete der Freistaat Sachsen hier um 1870 eine der weltweit ersten Forschungseinrichtungen mit ökologischen und sozio-ökologischen Fragestellungen. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Erforschung moderner Methoden der Landwirtschaft und Ernährung. Darüber hinaus wurden die Auswirkungen von Rauchemissionen auf Natur und Mensch und die Entwicklung moderner Wasser- und Abwassernormen untersucht. Aber auch die Gestaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen in ländlichen Gebieten, die es den Menschen ermöglichen, sinnvolle und gesunde Arbeit zu leisten und vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Um 1900 – neben den noch immer prägenden gewaltigen Gebäudekomplexen – war das Pommritzer Forschungsinstitut für ländliche Arbeit weltbekannt. Wissenschaftler aus der ganzen Welt waren hier zu Gast. Später führten weltweit eingeführte Arbeitssparverfahren und hier entwickelte hygienisch-ökologische Standards ein. Diese Forschung kam dann ab 1933 durch den Nationalsozialismus zum Erliegen. Zu DDR-Zeiten wurden die Gebäude als landwirtschaftliches Ausbildungszentrum genutzt. Erst 1993 wurde die Forschungstradition auf neue Weise wieder aufgenommen.