Tiefenpsychologie in Kürze:
- Tiefenpsychologie erforscht das Unbewusste
- Sie basiert auf den Lehren von Sigmund Freud
- Ihr Fokus liegt auf der Gegenwart
- Sie konzentriert sich auf interpersonelle Konflikte
- Eine wichtige Methode ist das Konzept der Übertragung und Gegenübertragung.
Was bedeutet Tiefenpsychologie?
Der Fachbegriff der Tiefenpsychologie beschreibt psychologische und psychotherapeutische Erklärungsansätze, die den unbewussten Mechanismen unserer Psyche einen essentiellen Part für unser Verhalten und Erleben einräumen.
Mit der Tiefenpsychologie wird das Unbewusste – als eine Art verdeckter Eisberg unterhalb der sichtbaren Oberfläche (dem Bewussten) – ergründet. Während die bewussten Teile unserer Psyche unser Verhalten nur zu einem Bruchteil vorgeben, steuert das Unbewusste mit seinen komplexen psychischen Prozessen maßgeblich unser Erleben auf eine dynamische Art und Weise. Hierzu gehören
• verborgene Ängste,
• Triebe,
• Wünsche und
• die Aufarbeitung von Konflikten.
Fokus auf die Gegenwart
Genauso wie die analytischen Psychotherapie gehört die Tiefenpsychologie zu den psychoanalytisch basierten Verfahren. Grundlage bilden die Lehren von Sigmund Freud. Während die traditionelle Psychoanalyse versucht verdrängte Erinnerungen der Kindheit zu rekonstruieren, fokussiert sich die Tiefenpsychologie auf Konflikte der Gegenwart.
Die zielorientierte Konzentration auf aktuelle Konflikte in der gegenwärtigen Lebenssituation der Patient* innen ist von Vorteil, weil bereits sehr schnell diese belastenden Verhaltensweisen geändert werden können. Damit werden die gewünschten Ziele in weniger Therapiesitzungen erreicht als es die traditionell analytische Psychotherapie leisten kann.
Die frühe Lebensgeschichte wird selbstverständlich nicht komplett ausgeblendet. Sie spielt aber nur marginal eine Rolle. Nämlich dann, wenn traumatisierende oder belastende Ereignisse/Umstände der Kindheit Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung haben.
Konzentration auf die Beziehung zu anderen
Grundsätzlich ist der Ansatz in der klassischen analytischen Psychotherapie der, dass Konflikte innerhalb der Person vorherrschen. Die Tiefenpsychologie geht hingegen davon aus, dass es vielmehr die Beziehung zu anderen ist, die für das belastende Erleben verantwortlich ist.
Das Konzept der Übertragung
Damit Therapeut* in und Patient*in ihr Therapieziel erreichen, kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Da sich die Tiefenpsychologie auf Konflikte mit anderen Personen konzentriert, gehört zu den bewährten Methoden beispielsweise das Konzept der Übertragung und Gegenübertragung.
Erfahrungen in zwischenmenschlichen Beziehungen, Gefühle, Erwartungen, Wünsche und Ängste der Vergangenheit werden in aktuellen Beziehungen reaktiviert. Damit diese Muster offenbart und korrigiert werden können, sollen die emotionalen Reaktionen in der Therapie bewusst erlebt und analysiert werden.
Während der Therapie entwickeln Patient* in und Therapeut* in emotionale Reaktionen zu dem jeweils anderen auf der Basis von Personen, die in dem Leben der Patientin oder dem Patienten eine entscheidende Rolle gespielt haben.
Die Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie ist eine andere Form der Psychotherapie. Sie soll den Patient* innen Methoden an die Hand geben, mit denen sie psychische Probleme zielgerichtet lösen. Die klassische Verhaltenstherapie hat der amerikanische Psychologe John B. Watson Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführt. Im Gegensatz zur klassischen Psychoanalyse legt die Verhaltenstherapie ihren Fokus kaum auf die Lebensgeschichte von den Patient* innen. Es geht eher darum, das gegenwärtige Verhalten und die aktuellen Einstellungen zu analysieren und im Idealfall zu verändern.
Anstatt die Ursachen für psychische Probleme in der Kindheit zu verorten, sollen die Patient* innen vor allem Methoden erhalten, um mit Belastungen fertig zu werden. Dabei setzt sie auf
• Rollenspiele,
• Verhaltensübungen,
• Angstbewältigungsstrategien,
• mentales Training und
• Entspannungspraktiken.