4 Coaching-Stile

Welche Coaching Stile gibt es?

Es gibt fast so viele Coaching-Methoden wie Coaching-Ausbildungen. Es macht auch Spaß, seine eigene Coaching-Methode zu erfinden. Der Übersichtlichkeit halber unterscheiden wir vier Stile oder Ansätze des Coachings, die jeweils einen anderen Fokus setzen und verschiedene Zielzustände haben.

  1. Der tiefenpsychologische Stil – Ziel: nachhaltige Transformation durch Ansprechen des Unbewussten
  2. Der verhaltenspsychologische Stil – Ziel: mehr Effizienz durch Etablierung neuer Handlungsweisen
  3. Der kreative Stil – Ziel: neuartige Lösungen durch Wecken des kreativen Potenzials
  4. Der systemische Stil – Ziel: in Komplexität navigieren durch Perspektivwechsel und Ressourcenorientierung

Selbstverständlich überschneiden sich die Stile und können kaum voneinander abgegrenzt werden. Dennoch passt ein bestimmer Ansatz je nach Coach, Coachee und Anliegen besser als ein anderer. Hier findest du Coaching Methoden für jeden Stil!

Coaching Methoden für die individuelle Arbeit mit Klienten

Tiefenpsychologisch

  • Hypnose ist ein sehr mächtiger Ansatz zur Arbeit mit den unbewussten Anteilen eines Menschen, während er in einen Trance-Zustand geht. Hypnose geht relativ schnell und zeitigt häufig positive Ergebnisse. Außerdem besteht ein weiterer Vorteil darin, dass man ein klares Anliegen definieren und bearbeiten kann.
  • Ego-State-Therapie und -Coaching ist eine spezielle Anwendung der Hypnose in der Arbeit mit dem inneren Team und der Transaktionsanalyse. Egt-State-Coaching geht davon aus, dass jeder Mensch Anteile von nahen Bezugspersonen (vor allem den Eltern) internalisiert hat sowie dass das innere Kind eine wichtige Rolle spielt.
  • Autogenes Training ist eine mildere Abwandlung der Hypnose als Entspannungstechnik und für die Arbeit mit sich selbst. Man kann autogenes leicht und schnell beibringen und eignet sich daher als hervorragend als begleitende Übung zum Coaching.
  • Somatic Experiencing: Das Unbewusste ist eine eigene Intelligenz und ist auf das Engste mit dem Körper verbunden. Das muss es auch, schließlich sorgen die tieferen Hirnregionen permanent für die Selbstregulation und Homöostase des Körpers. Steuerst du in diesem Moment bewusst deinen Atem? – Vermutlich nicht. Und das ist auch gut so. Müssten wir alle Prozesse unseres Körpers mit unserem bewussten Verstand regulieren, wären wir restlos überfordert. Allerdings können traumatische Erfahrungen gerade in frühen Entwicklungsphasen Spuren in den tieferen Hirnregionen hinterlassen. Früh erlebte Hilflosigkeit führt zu Angstreaktionen, die sich körperlich auswirken. Glücklicherweise kann man über den Körper besonders nachhaltige Therapien und Coachings initiieren.

Verhaltenspsychologisch

  • Konditionierung: Menschen sind Gewohnheitstiere. Je häufiger wir eine bestimmte Handlung ausführen, desto wahrscheinlicher wird es, dass wir sie auch wiederholen. Sind wir für viele Jahre in Gewohnheitsmustern, die uns eigentlich unglücklich machen, müssen wir lernen, wie wir neue Gewohnheiten erschaffen und aufrechterhalten können. Gewohnheiten sind der kleinste Nenner im Alltag, die uns langfristig zum erwünschten Zielzustand führen. Deswegen sind Kenntnisse über Funktionsweisen von habitualisierten Ritualen für jeden Coach absolutes Basiswissen.
    • Tiny Habits beschreiben einen einfachen Zugang zur Konditionierung über die Gestaltung wünschenswerter Verhaltensweisen über folgende 3 Schritte:
      • Anchor: Auslöser durch einen Schlüsselreiz initiiert die gewünschte Gewohnheit.
      • Behavior: Die gewünschte Tätigkeit wird ausgeübt (zum Bespiel körperliche Übung, Pause machen, Dankbarkeit formulieren etc…). Da es um Tiny Habit heißt, soll es auch hier nur einen kleinen, superleicht zu tätigenden Schritt gehen.
      • Celebration: Eine Verstärkung der gewünschten Verhaltensweise durch eine erwartete und wiederholte Belohnung, die auf das Verhalten folgt.
  • IKIGAI ist ein Modell zur Entdeckung des eigenen Sinns bzw. einer Berufung für die Selbstverwirklichung. Das Schöne an Ikigai ist, dass es einem schon vorhandene Ressourcen aufzeigt und eine Brücke zwischen verschiedenen wichtigen Lebensbereichen schlägt.
  • Die 7 Wege zur Effektivität von Stephen Covey sind ein bewährtes Modell für den persönlichen Erfolg. Hier geht es eher um Mindsets, die man aber sehr gut in verhaltensorientierte Maßnahmen umsetzen kann. Covey ist ein Klassiker, der gerade wenn es um Effizienz geht unverzichtbar ist!
  • Getting-Things-Done für Task-Management und Produktivität.
  • Kognitive Umstrukturierung deckt dysfunktionale Kognitionen (Gedanken, Einstellungen, Glaubenssätze und Bewertungen) auf – und sorgt für eine Änderung / Transformation hinzu funktionalen Kognitionen. Konkrete Methoden für diese Umstrukturierung sind zum Beispiel:
    • Schematherapie
    • The Work von Byron Katie untersucht negative Glaubenssätze über sich selbst durch folgende vier Fragen:
      1. Ist es wahr?
      2. Kannst du dir zu 100% sicher sein, dass es wahr ist?
      3. Wie reagierst du, wenn du diesen Gedanken denkst?
      4. Was wärst du ohne diesen Gedanken?
    • MBSR – Achtsamkeitsbasierte Stress-Reduktion nach Jon-Kabat Zinn, basierend auf Achtsamkeitsübungen

Das Ziel von Coaching als Äquivalent zur Verhaltenstherapie ist das Herbeiführen eines gesunden Umgangs mit sich selbst und eine positive Gestaltung der eigenen Lebensumstände.

Kreativ

Systemisch

Systemisches Coaching ist ein beliebter Ansatz, um nicht nur Symptome zu betrachten, sondern den Menschen eingebettet in sein soziales Umfeld. Leider ist der Begriff „systemisch“ mehrdeutig und wird in inflationärer Weise benutzt. Wer systemisches Coaching wirklich verstehen will, sollte sich auseinander setzten mit der Theorie komplexer Systeme.

  • Utilisation: Utilisation bedeutet, mit dem, was gerade da ist und genutzt werden kann, einen sinnvollen nächsten Schritt zu gehen. Utilisation lässt sich nur schwer schematisieren, sondern ist ein Skill, den ein Coach sein und ihr Leben lang trainieren kann und sollte. Das Motto lautet hier: Das Hindernis ist der Weg. Im Problem steckt die Lösung.
  • Paradoxe Intervention: die paradoxe Intervention nutzt das Symptom und bringt damit das System dazu, mit dem Symptom an eine Grenze zu stoßen – wenn es noch genug Ressourcen hat, wird damit der Organismus gezwungen, sich wieder einen Weg ohne das Symptom zu überlegen. …mehr dazu
  • Systemische Fragen leuchten das System von möglichst vielen Perspektiven aus und decken damit Zusammenhänge und neue Lösungswege auf. Es gibt eine ganze Reihe an Fragetechniken. Am bekanntesten ist vielleicht die Wunderfrage: Was wäre, wenn du aufwachst und all deine Träume sind in Erfüllung gegangen? Woran würdest du das bemerken? Was würdest du als erstes tun? – Die Wunderfrage lenkt den Geist geschickt auf den Zielzustand und entlockt dem Coachee gleich noch Kriterien, wann dieser erreicht ist.
  • Framing (auch Reframing & Problemframing): welche Relevanz und Konsequenz ein Problem hat, ist immer auch eine Frage des Rahmens, dem man ihm gibt. Indem man einem Problem einen neuen Rahmen, eine neue Perspektive oder ein neues Narrativ gibt, verändert sich das Problem dadurch. Unter Umständen erscheint das Problem dann nicht mehr monumental und vernichtend, sondern geradezu niedlich und lösbar.

Coaching Methoden für die Arbeit mit Unternehmen, Teams & Organisationen

Grundsätzlich gilt, dass die meisten der eben genannten Techniken auch für Teams funktionieren. Der Vollständigkeit halber wollen wir aber hier noch einmal weitere Methoden für Teams auflisten.

Tiefenpsychologisch

  • Theory U und Presencing sind eine bekannte Methode für Gruppenprozesse, die etwas tiefer greifen. Zentraler Schritt ist her das Sich-Verbinden mit dem gegenwärtigen Augenblick und dem träumerisch-kreativen Aspekt deines Bewusstseins.
  • Geführte Meditationen, Traumreisen und Entspannungstechniken: Teams kann man sehr gut dazu anleiten, in die unbewussten Schichten ihres Selbst zu tauchen. Das Schöne dabei ist, dass jeder bei sich ist, und man sich doch direkt im Anschluss über die gemachten Erfahrungen austauschen kann. Mit einem guten Skript, etwas Musik und einer ruhigen, langsamen Sprechweise kann man ein ganzes Team intensive Erfahrungen haben lassen. Mehr dazu kannst du in unserem Hypnose-Online-Kurs erfahren!
  • Dragon Dreaming
  • Facilitation bezeichnet hier eher die höhere Kunst, verzwickte komplexe Gruppenprozesse zu moderieren und dabei auch Unbewusstes zu nutzen, welches bisher noch in der Gruppendynamik verborgen lag.

Verhaltenspsychologisch

  • OKRs strukturieren Ziele, ähnlich der SMART-Goals für Teams & Organisationen
  • Organisationsdesign widmet sich dem Aufbau neuer Organisationen und ist verwandt mit Organisationsentwicklung & Change Management.
  • Gewaltfreie Kommunikation ist ebenso ein wertvoller Ansatz, um Gespräche zu analysieren und Botschaften so zu formulieren, dass sie beim Empfänger möglichst verständnisvoll ankommen können, wertvoll für persönliche Beziehungen als auch in Organisations-Teams.
  • Die Visionspyramide ordnet das Organisationssystem in eine kohärente Ordnung.

Kreativ

  • Walt-Disney-Methode: Diese Methode eignet sich extrem gut, um innerhalb eines Teams eine Problemsituation zu beleuchten und lässt drei verschiedene Anteile zu Wort kommen – den Idealisten, den Kritiker und den Pragmatiker. Mit dieser Methode kann man sehr leicht ein Thema von verschiedenen Seiten betrachten und es bewegt die Teammitgleider dazu, mal out of the box zu denken.
  • Es wurde oben schon erwähnt, aber hier nochmal, weil es so wichtig ist für Teams – Design Thinking. Design Thinking ist gerade für Gruppenprozesse entwickelt worden und führt auf eine ko-kreative Weise zu innovativen Ideen und Strategien. Designt Thinking ist deswegen so stark, weil es ein kreativitätsfreundliches Mindset mit praktikablen Methoden zur Visualisierung von Ideen verbindet und dabei den Menschen und das Team als Ganzes anspricht.
  • Kreative Heuristiken sind Strategien zur Problemlösung und damit eine sehr wertvolle Ausrüstung für jeden Coach.
  • WKW-Frage, WM-Frage: Wie können wir …? Welche Möglichkeiten gibt es, um …? Hier geht es einfach um eine bestimmte Form der Fragestellung, die den Blick auf Möglichkeiten und Lösungen lenkt und die im Coaching-Prozess benutzt werden kann, um für alle Beteiligten das Anliegen klar zu definieren und immer mehr nachzuschärfen. An diesen Fragen können sich dann die verschiedenen anderen Methoden ausrichten und immer mehr Möglichkeiten und Wege zu ihrer Umsetzung offenbaren.

Systemisch

  • Flow-Teams – das ist ein Modell, dass wir selbst entwickelt haben, und was den Flow-Zustand der von Cszikszentmihaly beschrieben worden ist, auf Teams übertragen soll. In dem Modell sind verschiedene Ebenen definiert, die für eine gelungene Kommunikation und einen natürlichen Workflow relevant sind.
  • Aufstellungen sind die bekannteste Methode für systemisches Coaching. Aufstellungen benötigen wirklich viel Sensibilität und Selbstreflexion des Anleitenden. Daher ist eine spezielle Ausbildung für systemische Aufstellungen unumgänglich. Wenn man diese Methode beherrscht, kann man dann sehr viel über die internen Dynamiken und Beziehungsgeflechte in einem Team in Erfahrung bringen.
  • Stakeholder-Maps sind ein einfaches Mittel, um das System bzw. das Netzwerk, in dem sich das Team befindet, in das Bewusstsein zu holen und Bedürfnisse, Ängste und Potenziale der verschiedenen Stakeholder zu beschreiben. Oft ergibt sich aus dieser einfachen Analyse mehr Klarheit über Zielstellung und die nächsten Schritte.
  • Spiral Dynamics als Landkarte für die persönliche & kollektive Entwicklung, ebenso das daran angelehnte Modell Reinventing Organizations. Spiral Dynamics ist nicht in einem klassischen Sinn systemisch, aber da es ein Modell ist, dass die Komplexität der kulturellen Evolution beschreibt und sie gleichzeitig modellhaft reduziert, kann man damit sehr gut arbeiten, um den Einfluss „softer“ gesellschaftlicher Faktoren und den gegenwärtigen Zustand der Organisation und mögliche Entwicklungsschritte zu analysieren. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, kannst du dir unseren Online-Kurs zu Spiral Dynamics anschauen.

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