Was ist Design Thinking? Definition, Anwendung, Nutzen

In der Start-Up- und Unternehmenswelt hat wohl jeder schon davon gehört: Design Thinking. Was für manche wie ein überbewertetes Buzz-Wort klingt, ist eigentlich ziemlich smart. Aber was ist Design Thinking eigentlich genau, warum ist es so beliebt und für wen ist es sinnvoll?

Was ist Design Thinking?

Ganz einfach formuliert ist es ein Prozess, der dabei hilft, Probleme kreativ zu lösen. Ganz wichtig dabei ist der nutzerorientierte Lösungsansatz. Denn Design Thinking möchte Organisationen dazu anhalten, ihre Produkte und Dienstleistungen auch wirklich auf Menschen auszurichten, die diese (vielleicht) nutzen möchten. Es geht darum, die richtigen Fragen zu finden und zu stellen, genau hinzuschauen, neue Denkmuster aufzuspüren und auszuprobieren und so einen ganz neuen Blick auf Probleme und Bedürfnisse zu werfen.

Design Thinking Definition

“Design thinking is a process for creative problem solving.”

– Coe Leta Stafford, Managing Director IDEO U

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[6 Antworten] Was ist Design Thinking & warum ist es so beliebt?

Woher kommt Design Thinking?

Design Thinking entstand in den 70/80ern aus der Neugier eine allgemeine Theorie/einen Prozess zu entwickeln, um Probleme aus der realen Welt zu lösen… komplexe, verzwickte Probleme, bei denen man schwer Anfang oder Ende sieht, mit zu vielen Unbekannten.Heute wird Design Thinking an der HPI D.School in Potsdam und Stanford gelehrt.

Das ganze fiel aber erst auf fruchtbaren Boden in der Unternehmenswelt, in der es eine Menge verzwickte Probleme gibt und die Hoffnung mit Verbesserungen, tollen Services oder spannenderen Produkten viel Geld zu verdienen.

Es ist darin eine kleine Revolution, sich wirklich die Menschen anzugucken und was sie bewegt – statt nur zu rationalisieren und zu technologisieren.

Was sind die Phasen und Schritte im Design-Prozess?

Die Methodik erfolgt meist in einem 6-schrittigen Prozess, der im Bild rechts dargestellt. Eine andere Darstellung ist der Double-Diamond, der den Problem- und Lösungsraum darstellt, wie auch im Bild skizziert.

  1. Verstehen: Nur, wenn das Problem wirklich erkannt wurde, kann es nachhaltig gelöst werden. Deswegen ist der erste Schritt im Design Thinking: Die Zusammenhänge aufdecken und verstehen.
  2. Empathie: Die rationale Analyse reicht nicht. Es gilt hier, die Bedürfnisse, die Ängste, die Sichtweisen und die Emotionen der Menschen herauszufinden, um die es rund um das Problem geht.
  3. Synthese: In der dritten Phase werden die wichtigsten Erkenntnisse aus der rationalen Analyse und der Empathie-Arbeit zusammengeschmolzen, das heißt synthetisiert.
  4. Ideen entwickeln: Neue, mutige, wilde, langweilige Ideen – Hauptsache viele, denn aussortieren können wir immer. Aber Freiraum für Mut & Originalität gibt es nur in einem gut geölten Design Thinking Prozess.
  5. Prototyping: Das Herzstück des kreativen Prozesses, oder besser das Handstück, denn Ideen werden greifbar gemacht, damit sie leben können.
  6. Testen: Ein schwieriger, aber entscheidender Schritt. Kommt die Idee an? Was kann am Produkt verbessert werden? Was wünschen sich die Menschen?

Wie ist der Prozess fundiert?

Design Thinking funktioniert zum großen Teil intuitiv: interviewt ein paar Menschen, findet ihre Bedürfnisse heraus! Ein kleines durchmischtes Team hat dann ausreichend verschiedene Blickwinkel und Ideen, um eine halbwegs brauchbare Befriedigung dieser Bedürfnisse auszuloten. Schwarmintelligenz statt verkopfte Analysen.

Stellt euch nur mal vor, ihr würdet alleine über so ein Problem nachdenken…

„oh, das ist aber kompliziert, hm, und was wäre, wenn dass und das passiert, ah, da hab ich eine Idee“

… und dann hat man eine Idee, ist total verliebt in sie, bis man eine Hürde entdeckt und sie entweder verworfen wird oder scheitert und dann ist die Motivation auch schon dahin.

Deswegen lieber: diverses Team, drängelnder Coach, kurze intensive Arbeitsphasen, schnelle intuitive Entscheidungen, schmutziges Basteln und baldiges Testen und scheitern, um auch wirklich weiter zu kommen.

Was fehlt bei den meisten Design-Thinking-Workshops?

Echte Tests und Iterationen fehlen bei den meisten 2-3-Tages-Workshops. Iterationen sind superwichtig, denn womöglich bist du immer noch total verliebt in eine Idee. Deswegen testen!

Vielleicht stellst du dann fest, dass die Idee etwas wesentliches übersehen hat. Aber dann musst du nicht aufgeben, sondern gehst zurück zu den Bedürfnissen oder Ideen und guckst, was verändert werden muss und versuchst dafür wieder Lösungen zu finden.

Danach kommt noch viel Handwerk: schön machen, bekanntmachen, Pläne schmieden, umsetzen, neue Strukturen für die Ideen schaffen.

Edison brauchte 500 Anläufe, ehe er eine passenden Bau für die Glühbirne gefunden hat. Und verbreitet wurden sie auch nicht von heute auf morgen. Aber er (samt Team) war sich sicher: Menschen werden davon einen Nutzen haben und deswegen werden sie sowas haben wollen.

Wann passt Design Thinking und wann nicht?

Es gibt einfache, kleine Probleme (meine Tür ist kaputt), für diese gibt es klare Lösungen (reparieren oder ignorieren), die muss man dann nur anwenden. Und es gibt sehr komplexe, globale Probleme (weltweite Verteilung natürlicher Ressourcen, ein effektives politisches System zu schaffen), für die man viel Wissen und viel Macht/Energie braucht, um sie zu lösen (in der Realität: damit umgehen, dass man unfähig ist sie zu lösen). Aber dazwischen ist viel Platz.

Daumenregel: Design Thinking funktioniert bei allem, was mit Menschen zu tun hat, nicht zu speziell und nicht zu global ist.

Die größte Hilfe bietet es, wenn man in der menschlichen Welt ein unbekanntes Terrain durchqueren will… eine neue Zielgruppe erschließen, menschliche Interaktionen verbessern, allgemein: eine Umgebung/Erfahrung/Erlebnis möglichst angenehm für den Benutzer zu gestalten (designen).

Design Thinking heißt dann, die dahinterstehenden Bedürfnisse und menschl. Faktoren auszuloten und die Lösung darauf zuzuschneiden.

Fazit & Kritik

Design Thinking ist ein mächtiger Ansatz, um Kreativität im Team zu entfalten. Theoretisch bietet es ein strukturiertes Framework, um koordiniert Innovationen zu entwickeln – praktisch wird es oft auf einen einfachen Kreativitäts-Workshop reduziert. Es ist insgesamt mehr eine Kunst & Wissenschaft anstatt ein einfacher Werkzeugkasten.

Design Thinking sollte gut moderiert werden. Jedes Problem ist einzigartig, Jedes Team ist einzigartig. Der Prozess und die Methoden müssen jedes mal neu angepasst werden. Design Thinking sollte daher auf sich selbst angewandt werden. Es gibt einen Hype um Design Thinking, und zwar zu Recht, denn gerade in Deutschland brauchen viele Organisationen dringend mutige Veränderungen.

Jedoch wird oft unter dem Schein des Kreativworkshops Innovativität vorgespielt, ohne dass sich langfristig etwas ändert. Dafür braucht es wiederum gut kuratierte Organisationsentwicklung.
Bis dahin bleibt es ein spannendes Unterfangen, Design Thinking in die Teamarbeit aller anspruchsvollen deutschen Unternehmen, Schulen, Behörden und Start-Ups zu bringen! 🙂

Tiefer Einsteigen ins Design Thinking:

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