Systemisches Coaching aus Sicht der Kybernetik

Systemisches Denken löst sich vom linearen, monokausalen Ansatz. Den linearen Ansatz zu verfolgen hieße, ein Coach erkennt, wo das Problem seines Coachees liegt, repariert es und verlässt das System wieder und danach ist das Problem für immer gelöst. Das nennt sich Kybernetik 1. Ordnung. [2] Kybernetik bedeutet soviel wie Steuerungskunst. Kybernetik 1. Ordnung postuliert also eine Art Expertenmodell – der Coach weiß besser, was für den Klienten gut ist, als der Klient selbst.

Der systemische Ansatz hingegen besteht darin, den Klienten als Experten für sein eigenes Leben zu betrachten. Und dadurch, dass der Coach in das System seines Coachees eintritt und gewissermaßen zu seinem Kontext wird. Das wird auch als Kybernetik 2. Ordnung bezeichnet. Probleme lassen sich nicht auf lineare Weise lösen, sondern man muss die zirkulären Regelkreise, also die wechselwirkenden Interaktionen aus Mensch und Umfeld verstehen. Erst dann kann man dem Klienten helfen, die destruktiven Regelkreise zu verlassen und konstruktive aufzubauen.

 

Definition systemisches Coaching

Systemisches Coaching ist die Praxis des Coachens einer Person, eines Teams oder eines menschlichen Systems in einer wechselwirkenden Beziehung, um Erkenntnisse und neue Verhaltensweisen zu entwickeln – für einen positiven Nutzen für den Coachee und die mit ihm verbundenen Systeme. [3]

Damit haben wir eine Definition, die einen zentralen Aspekt des systemischen Ansatzes mit dem Coaching verbindet. Es ist die wechselwirkende Beziehung zwischen Coach und Klient auf Augenhöhe. Es ist die Einsicht, dass Subjekt und Umwelt untrennbar miteinander verwoben sind. Diese Einsicht gilt auch für den Coaching-Kontext. Ein systemischer Coach braucht also ein hohes Maß an Selbstreflexion, um seine Position im System immer wieder neu zu verorten und psychodynamische Regelkreise von Übertragung und Gegenübertragung zu erkennen und zu durchbrechen oder sie zu utilisieren.

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