In meinen Augen zeigt die Geschichte des Menschen, dass der Mensch durchaus in der Lage ist, ko-kreativ zu sein. Denn wenn man sich zum Beispiel die Innovationen der letzten 500 Jahre anschaut, vom Buchdruck zum Smartphone, dann wird ersichtlich, dass der Mensch nicht dazu verdammt ist, stets in den selben Strukturen leben zu müssen, sondern er ist prinzipiell dazu in der Lage, sein eigenes Leben zu führen, und es nicht nur „abzuleben“. Aber worauf will PIKOK hinaus, wenn immer wieder von Ko-Kreativität die Rede ist?
Der Mensch braucht Sicherheit
Denn auf der anderen Seite gibt es immer Dinge, die im Laufe der Zeit relativ konstant bleiben, weil ein anderes bestimmendes Bedürfnis der Menschen Sicherheit ist, und im Extremfall kann der Mensch auch ko-destruktiv sein. Auch das ist nicht automatisch etwas Schlimmes, weil man theoretisch auch ko-destruktiv für die gute Sache sein kann, oder ko-kreativ für eine schlechte Sache. Das bedeutet, das was wir suchen und beleben wollen, ist die Ko-Kreativität für die gute Sache, ohne zu verleugnen, dass es auch Ko-Destruktivität und die schlechte Sache gibt.
Für diesen Blogbeitrag habe ich mir einen siebenminütigen Clip von Peter Kruse angeschaut, in welchem es um systemische Rahmenbedingungen für Kreativität geht. Ich kann jedem empfehlen, sich diese kurze Video anzusehen. Für Kruse geht es um die Frage, wie er Netzwerke schaffen kann, in denen die übersummative Intelligenz größer ist als die Intelligenz der Einzelnen.
Inklusivität ist die Voraussetzung für Diversität
Dafür ist Inklusivität das erste entscheidende Merkmal, weil Inklusivität es ermöglicht, dass die Diversität der Menschen innerhalb eines Rahmens existieren und sich ausdrücken kann. Denn laut Kruse bilden Erregung und Instabilität in menschlichen Kommunikationsprozessen die entscheidenen Merkmale, um auf komplexe Probleme adäquat komplexe Antworten zu finden, d.h. kreativ zu werden. Nur durch die Erregung können neue Lösungen gefunden werden, und wenn neue Lösungen gefunden werden, müssen sie bewertet und implementiert werden. Und das sind für Kruse die drei Kennzeichen für intelligente Systeme: Erregung, Problemlösung und Bewertung.
Besonders interessant finde ich hierbei, dass Kruse einen starken Bezug zum strukturellen Aufbau des Gehirns herstellt und seine Arbeit im Bereich Management-Beratung an diesem Aufbau orientiert: „Und ansonsten versuche ich, Netzwerke zu bauen, und da baue ich eigentlich nur das Gehirn nach. In meinen Netzwerken gibt es immer drei Charaktere von Menschen: Es gibt die Creators, das sind die Spinner, die mich immer stören, die immer mit neuen Ideen kommen. es gibt die Owner, das sind die Wissenseigner. Das sind die Leute, die etwas im TZ beherrschen. Und es gibt die Broker; das sind die, die Leute kennen, die etwas wissen; die vermitteln. Und jetzt kann man eigentlich sagen: Diese drei Personengruppen bilden zusammen ein Gehirn.“
Das Gehirn als Vorbild für kreative Prozesse
Ko-Kreativität kann nach Kruse nur dann emergieren, wenn diese drei Personengruppen in einem System vorhanden und miteinander interagieren: die Creators und Broker sind diejenigen, die das System stören bzw. in Erregung bringen, während Owner und Broker dafür zuständig sind, kreative Ansätze zu bewerten und zu implementieren, während die Owners und Creators diejenigen sind, die am besten gute Ideen zustande bringen. Aus diesen wenigen Elementen lässt sich tatsächlich schon ein komplexes System erzeugen.
Wie oben erwähnt nennt Kruse als wichtigste Eigenschaft für intelligente System Diversität. Das bedeutet, wenn wir ko-kreativ werden wollen, brauchen wir einerseits Inklusion, aber nicht die Inklusion Gleicher — das heißt: wir brauchen Unterschiedlichkeit. Unterschiedlichkeit ist in der Lage, aus der Interaktion der Individuen untereinander verschiedene Perspektiven zu generieren, die in einer innovativen Idee oder einem innovativen Ansatz geeint werden können, an der auch jeder einzelne im System teilhaben kann!
Design Thinking als Beispiel für Ko-Kreativität – Tiefer einsteigen ins Systemische Seminar! |
Ko-Kreativität für die gute Sache
Meiner Ansicht nach, sind solche Systeme aber notwendig fragil und bedürfen daher der Inszenierung, um die Instabilität, von der Kruse spricht, als Teil des Systems zu etablieren. Daher bietet sich Design-Thinking als Methode gut an, weil sie versucht, aus der Diversität kreative Lösungen zu generieren. Als lösungsorientierte Methode baut sie auf der Ko-Kreativität für die gute Sache auf, zumindest sollte das Ziel stets die gute Sache sein. Dann kann es auch gelingen, dass sich die Menschen auch auf einer zwischenmenschlichen Ebene beteiligt fühlen, weil sie beteiligt sind. Auch die Ideen der „Spinner“ oder die Kenntnisse der Wissenden, oder die sozialen Kompetenzen der Broker, die vermitteln können, haben in der Ko-Kreativität ihren Platz und sind erwünscht. Und das ist auch das, was ich mir persönlich von einer großen Transformation erhoffe: die Harmonisierung von individueller und sozialer Sphäre.
Nietzsche | Hundertwasser | Platon | Schumpeter | Maslow | Oscar Wilde
Neurobiologie der Kreativität | Was ist Kreativität? | Überblick Kreativitätstechniken | Co-Creation Methoden